Trotz der Möglichkeiten, die der Versand von E-Mails oder viele andere Technologien des Internets bieten, ist das Fax immer noch in vielen Unternehmen im Einsatz. Obwohl die Technik einer großen Zahl der heute verwendeten Faxgeräte auf einer Entwicklung der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts basiert, gilt das Fax als rechtssicher. Es wird, im Gegensatz zur E-Mail, als schriftliches Dokument anerkannt und spielt beispielsweise bei der Unterzeichnung von Verträgen eine wichtige Rolle.

1. VoIP Fax & ALL-IP Umstellung: Was bedeutet die ISDN-Abschaltung?

1. VoIP Fax & ALL-IP Umstellung: Was bedeutet die ISDN-Abschaltung?

Lange nutzte man beim Faxen eine analoge Übertragungstechnik oder das ISDN-Netz. Informationen wie Text oder Bild werden in Audio-Signale umgewandelt und über den Audio Codec G.711 oder das T.38 Faxprotokoll versendet. Bis spätestens 2022 erfolgt jedoch die Abschaltung der ISDN-Technologie bei sämtlichen Telefonanbietern.

Alle Dienstleistungen wie Fax und Telefon erfolgen von da an via ALL-IP. Synonym wird auch vom Next Generation Network (NGN) gesprochen. Dafür werden alle Übertragungstechniken zusammengeschlossen. Die Kommunikation funktioniert dann ausschließlich über das Internet-Protokoll IP. Die Informationen werden als kleine Datenpakete übertragen.


2. ALL-IP: Weiterhin Faxen mit einem analogen Faxgerät?

2. ALL-IP: Weiterhin Faxen mit einem analogen Faxgerät?

Die Umstellung auf ALL-IP für Privat- und Geschäftskunden erfolgt durch den Telefonanbieter. Für die Übertragung ist ein entsprechender Router notwendig. VoIP-Router mit Anschlüssen für analoge Telefone oder Faxgeräte sowie S0-Bus ermöglichen die Verbindung von ISDN-Geräten mit dem IP-Netz. Bei einem Router ohne Analoganschluss schafft ein VoIP-Adapter Abhilfe.

Die Telefonie via VoIP bietet bei einer ausreichenden Bandbreite nicht nur eine hohe Sprachqualität, sondern auch zahlreiche Zusatzfunktionen. Die Nutzung von analogen Faxgeräten über den ALL-IP Anschluss funktioniert jedoch nicht immer einwandfrei.

2.1 Probleme beim Fax über VoIP durch fehlende Kontroll-Datenpakete

Der Grund für die Schwierigkeiten beim Senden und Empfangen eines Fax over VoIP (FoIP) ist, dass die Voice over IP-Technologie für die Übertragung von Sprachdaten vorgesehen ist.

Die Daten werden in kleine Pakete verpackt und durch das Transportprotokoll UDP (User Datagram Protocol) versendet. Diese muss für die Telefonie vor allem schnell erfolgen. Darum wird auf die Übertragung von Kontrollpaketen zwischen Empfänger und Sender verzichtet. Es kann dazu kommen, dass einzelne Pakete nicht übertragen werden.

Ein UDP-Datenpaket umfasst etwa 20 Millisekunden an Sprachdaten. Kleine Übertragungsschwierigkeiten beim Telefonieren können sich als Knacken bemerkbar machen und werden von den Kommunikationspartnern zumeist überhört. Erst eine deutlich schlechte Verbindung, etwa aufgrund einer zu geringen Bandbreite, führt zu Beeinträchtigungen.

Für das Versenden von Text- und Bilddaten via analogem Faxgerät werden diese in Audiodaten umgewandelt und ebenso als kleine Pakete übertragen. Aufgrund des fehlenden Kontrollmechanismus kann es passieren, dass einzelne Datenpakete nicht beim Empfänger ankommen und es zu einer Übertragungsunterbrechung kommt.

2.2 Probleme beim Fax über VoIP durch Laufzeitschwankungen

Laufzeitschwankungen werden bei der VoIP-Telefonie durch den sogenannten Jitterbuffer ausgeglichen. Dieser sorgt mittels Verzögerung dafür, dass die einzelnen Pakete trotz Schwankungen gleichmäßig empfangen werden können. Auch dies zieht kaum Einbußen in der Sprachqualität mit sich.

Für das Versenden eines Fax stellen diese Unregelmäßigkeiten ein Problem dar. Schon kleine Fehler wie Paketverluste oder Laufzeitschwankungen führen zur Unterbrechung der Fax-Datenübertragung.

3. Anleitung: So gelingt’s mit dem Faxen

3. Anleitung: So gelingt’s mit dem Faxen

Der Versand und das Empfangen eines Fax über VoIP kann durch die Umwandlung der Text- und Bilddaten in Audiosignale erfolgen. Der Empfänger erhält diese Signale mithilfe des für die VoIP-Telefonie üblichen Audio-Codec G.711. Weil die Übertragung auf diese Weise sehr fehleranfällig ist, wurden weitere Protokolle als Lösungsansätze entwickelt.

3.1 VoIP Fax via T.38 Protokoll

Eine Weiterentwicklung und sichere Art der Übertragung stellt das Protokoll T.38 dar. Es wird von der ITU-T (Standardisierungssektion für Telekommunikation der Internationalen Fernmeldeunion) speziell für den Versand und das Empfangen von Fax empfohlen.

Die Daten werden dabei nicht als Audiosignale, sondern über das spezielle Protokoll T.38 im angepassten Paketformat übertragen. Sowohl das Transportprotokoll UDP (User Datagram Protocol) als auch TCP (Transmission Control Protocol) können dabei zum Einsatz kommen.

3.1.1 Voraussetzungen für das VoIP Fax via T.38

Mit dem Echtzeitsystem T.38 erfolgt das Versenden und Empfangen eines Fax ohne Verzögerung. Um diese Technologie mit einem analogen Faxgerät zu nutzen, werden T.38-fähige VoIP Adapter benötigt. Dieser wandelt die analogen in digitale Daten um und gleicht die empfangenen Datenpakete mit dem Sender ab. So kann die Übertragung optimiert und Fehler weitgehend vermieden werden.

Eine wichtige Bedingung ist, dass alle beteiligten Komponenten das T.38 Protokoll unterstützen. Ist das nicht der Fall, erfolgt zunächst ein Fallback in den Audio Codec G.711. Treten dann Probleme auf, kann die Fax-Übertragung nicht durchgeführt werden.
Folgende Stellen müssen T.38-fähig sein:

  • Das Faxgerät bzw. der VoIP Adapter des Senders sowie des Empfängers
  • Der Provider des Senders sowie des Empfängers
  • Sämtliche beteiligten Carrier

3.1.2 Aktivieren von T.38 an der Fritzbox

In den meisten Fällen muss das T.38-Protokoll am gewünschten Router aktiviert werden.
Bei der Fritzbox erfolgt die Aktivierung von T.38 folgendermaßen:

  • Menü aufrufen
  • Telefonie wählen
  • Eigene Rufnummern wählen
  • Anschlusseinstellungen wählen
  • Abschnitt Sprachpakete: „Faxübertragung mit T.38“ aktivieren

3.2 VoIP Fax via T.37 Protokoll

Eine andere Empfehlung für das Versenden eines Fax über VoIP der ITU.T ist die Nutzung des T.37 Protokolls. T.37 wurde bereits im Jahr 1998 entwickelt. Die Text- und Bild-Informationen werden per Mail im sogenannten Store-and-Forward-Modus versendet. Die Vermittlung der Datenpakete erfolgt dabei von einem Netzknoten zum nächsten. An jedem Knotenpunkt werden die Pakete vor der erneuten Übertragung gespeichert und überprüft.

Um ein Fax zu versenden, wird es in das TIFF-Format einer Bilddatei umgewandelt, die per E-Mail verschickt wird. Als Empfänger wird die gewünschte Fax-Nummer angegeben. Das Zielgerät wandelt die Datei in ein Fax um und druckt es aus.

3.3 Faxen über einen Online Fax-Dienst

Die Alternative zum herkömmlichen Fax stellt die Nutzung eines Online-Fax-Dienstes dar. Nach der Registrierung beim Anbieter ist zum Versand lediglich eine Internetverbindung notwendig. Ein Fax kann von jedem beliebigen (mobilen) Endgerät versendet und empfangen werden.

Es ist keine zusätzliche Hard- oder Software notwendig. Einige Internet-Fax-Dienstleister bieten die Möglichkeit der elektronischen Signatur zur rechtssicheren Unterschrift von Dokumenten oder Verträgen.

Für den Online-Versand von Faxen existieren verschiedene Anbieter mit unterschiedlichen Preismodellen. Der Vergleich der unterschiedlichen Angebote lohnt sich, denn kostenlose Angebote sind nicht selten mit Werbung versehen oder auf eine gewisse Anzahl an Faxen bzw. zeitlich limitiert. Besonders für den Versand von vertraulichen oder geschäftlichen Mitteilungen sollte jedenfalls ein seriöser Anbieter gewählt werden.

4. Fazit zum VoIP Fax

4. Fazit zum VoIP Fax

Nicht nur die ISDN-Telefonie, sondern auch Faxgeräte sind von der ISDN-Abschaltung betroffen, die bis spätestens 2022 sowohl Privat- als auch Geschäftskunden betrifft. Die Kommunikation erfolgt danach über das Internetprotokoll (VoIP).

Für die Telefonie bietet die neue Technologie zahlreiche positive Neuerungen. Die Sprache wird von dem verwendeten Endgerät oder dem VoIP Adapter in kleine Datenpakete umgewandelt. Diese können besonders schnell übertragen werden. Bei einer ausreichenden Bandbreite wird dadurch eine hohe Sprachqualität erreicht.

4.1 Das Fax ist nicht für die paketbasierte VoIP-Übertragung geeignet

Auch der Versand eines Fax soll nun über VoIP erfolgen. Text und Bild werden dafür in Audio-Signale umgewandelt. Dies funktioniert jedoch nicht einwandfrei. Die Fax-Übertragung kann wegen fehlender Kontrollmechanismen oder aufgrund von Laufzeitschwankungen abbrechen.

Eine Lösung hierfür bietet unter anderem das T.38-Protokoll. Ein VoIP-Adapter wandelt dafür die analogen in digitale Daten um und optimiert die Übertragung.

4.2 Alternative: Online-Fax

Wenn Dokumente per Fax verschickt werden müssen, aber kein Faxgerät zur Verfügung steht, und/oder die Übertragung via VoIP-Fax nicht funktioniert, kann auf einen Online-Fax-Dienst ausgewichen werden. Ein Fax kann dabei von einem Endgerät als E-Mail-Anhang oder an eine Fax-Nummer versendet werden. Auch das Empfangen von Fax-Nachrichten ist damit möglich.